als kind im haus meiner oma am weihnachtsabend vor der glastür zu stehen, die lichter des baumes durchschimmern zu sehen und ungeduldig darauf zu warten, dass das christkind endlich mit seiner kleinen glocke läutet... ist gut.
mit einem menschen den man gerne mag auf einer bank sitzen, nicht reden, eine zigarette zu rauchen und auf den jeden moment einsetzenden sonnenaufgang zu warten ...ist gut.
vor der mikrowelle stehen, dem ploppen zuzuhören und darauf zu warten, dass man sich gleich mit einer grossen schüssel voller frischem, warmen popcorn vor den fernseher zu setzen, um sich seinen lieblingsfilm anzusehen... ist gut.
mit einer lieben person, von der man sich gleich verabschieden muss, bei einer haltestelle zu stehen und darauf zu warten, dass der zug, der bus, die strassenbahn oder die u-bahn noch ein weilchen braucht... ist gut.
beim zahnarzt zu sitzen und darauf zu warten, dass der patient vor einem hoffentlich noch lange braucht ...ist gut.
szenenwechsel
es war einmal ein kleines mädchen. sie lebte mir ihren eltern zusammen. mit seiner mama, die sie abends in die badewanne und danach ins bett schickte, ihr sagte, dass sie beim essen sitzen bleiben soll, sie in den kindergarten brachte und ihr auch sonst all die furchtbar lästigen dinge des alltags um den hals hängte. und mit ihrem papa, bei dem sie immer jeden blödsinn machen durfte, abends nicht ins bett musste, niemals baden oder zähne putzen musste, essen durfte was und wie sie wollte und in den kindergarten hat er sie auch nie gebracht.
als das mädchen drei jahre alt war, trennten sich ihre eltern. sie blieb bei ihrer mama, die sich immer um alles kümmerte. der papa, der sich nie um irgendwas kümmerte, zog aus. sie sah ihn nur noch selten. er versprach immer, sie besuchen zu kommen. aber das machte er nur selten.
einmal, als er sie doch besuchte, sagte er, dass sie bei ihm wohnen dürfe. er sagte, dass er ihr einen kleinen affen als haustier kaufen würde. und er versprach, dass er sie gleich am montag abholen kommen würde.
das kleine mädchen freute sich und am montag, rückte es den mistkübel in der küche zum fenster, kletterte rauf, stand da oben und sah aus dem fenster. von dort aus konnte sie die strasse sehen und sie würde gleich merken, wenn ihr papa kommt um sie abzuholen. und vielleicht hatte er ja auch schon ihren affen dabei.
das kleine mädchen stand da eine woche lang, natürlich immer nur tagsüber. stand da auf dem mistkübel neben dem fenster und wartete auf ihren papa. und auf ihren affen. der papa kam aber nicht.
szenenwechsel
heute bin ich ein grosses mädchen. ich habe ein eigenes leben, meine eigene meinung, meinen eigenen kopf, meine eigenen probleme, meine eigene verwirrung.
seit wochen, monaten, jahren lande ich immer wieder an dem selben punkt. seit wochen, monaten, jahren geht es mir in bestimmten situationen immer wieder schlecht. richtig schlecht. so schlecht, dass ich nicht mehr aus noch ein weiss, nervös durch meine wohnung tigere, den sound in meinem kopf einfach nicht leise bekomme. immer dann, wenn ich warte. auf etwas, auf jemanden oder einfach nur warte, weil ich glaube, selbst gerade nichts anderes tun zu können.
das wort alleine - noch nicht einmal ausgesprochen, sonder nur gedacht - löst eine art panik bei mir aus. eine art ? nein miss. wenn du hier schon deine seele auf die tastatur kotzt, dann sei wenigstens ehrlich. es ist keine art von panik. es ist panik. es ist angst. angst vor dem warten, angst vor dem, was danach passiert. danach, wenn das warten vorbei ist. angst vor dem warten an sich, vor der achterbahn mit argen kurven und doppelten loopings in mir. angst davor, zu warten und nichts passiert. angst davor, enttäuscht zu werden.
fünfundzwanzig jahre später, steht dieses kleine mädchen immer noch auf dem mistkübel und wartet. nicht mehr auf ihren vater. heute wartet sie auf andere menschen, andere dinge. es wird höchste zeit, dass ich sie da runter hole. höchste zeit, dass ich sie in den arm nehme und sie tröste.
how can i do it?
why can’t i set my monkey free?
always giving in to it
do i love the monkey or do i love me?
why can’t i do it?
why do I have to share myself with that fuckin' little monkey?
(george michael / miss version)
mit einem menschen den man gerne mag auf einer bank sitzen, nicht reden, eine zigarette zu rauchen und auf den jeden moment einsetzenden sonnenaufgang zu warten ...ist gut.
vor der mikrowelle stehen, dem ploppen zuzuhören und darauf zu warten, dass man sich gleich mit einer grossen schüssel voller frischem, warmen popcorn vor den fernseher zu setzen, um sich seinen lieblingsfilm anzusehen... ist gut.
mit einer lieben person, von der man sich gleich verabschieden muss, bei einer haltestelle zu stehen und darauf zu warten, dass der zug, der bus, die strassenbahn oder die u-bahn noch ein weilchen braucht... ist gut.
beim zahnarzt zu sitzen und darauf zu warten, dass der patient vor einem hoffentlich noch lange braucht ...ist gut.
szenenwechsel
es war einmal ein kleines mädchen. sie lebte mir ihren eltern zusammen. mit seiner mama, die sie abends in die badewanne und danach ins bett schickte, ihr sagte, dass sie beim essen sitzen bleiben soll, sie in den kindergarten brachte und ihr auch sonst all die furchtbar lästigen dinge des alltags um den hals hängte. und mit ihrem papa, bei dem sie immer jeden blödsinn machen durfte, abends nicht ins bett musste, niemals baden oder zähne putzen musste, essen durfte was und wie sie wollte und in den kindergarten hat er sie auch nie gebracht.
als das mädchen drei jahre alt war, trennten sich ihre eltern. sie blieb bei ihrer mama, die sich immer um alles kümmerte. der papa, der sich nie um irgendwas kümmerte, zog aus. sie sah ihn nur noch selten. er versprach immer, sie besuchen zu kommen. aber das machte er nur selten.
einmal, als er sie doch besuchte, sagte er, dass sie bei ihm wohnen dürfe. er sagte, dass er ihr einen kleinen affen als haustier kaufen würde. und er versprach, dass er sie gleich am montag abholen kommen würde.
das kleine mädchen freute sich und am montag, rückte es den mistkübel in der küche zum fenster, kletterte rauf, stand da oben und sah aus dem fenster. von dort aus konnte sie die strasse sehen und sie würde gleich merken, wenn ihr papa kommt um sie abzuholen. und vielleicht hatte er ja auch schon ihren affen dabei.
das kleine mädchen stand da eine woche lang, natürlich immer nur tagsüber. stand da auf dem mistkübel neben dem fenster und wartete auf ihren papa. und auf ihren affen. der papa kam aber nicht.
szenenwechsel
heute bin ich ein grosses mädchen. ich habe ein eigenes leben, meine eigene meinung, meinen eigenen kopf, meine eigenen probleme, meine eigene verwirrung.
seit wochen, monaten, jahren lande ich immer wieder an dem selben punkt. seit wochen, monaten, jahren geht es mir in bestimmten situationen immer wieder schlecht. richtig schlecht. so schlecht, dass ich nicht mehr aus noch ein weiss, nervös durch meine wohnung tigere, den sound in meinem kopf einfach nicht leise bekomme. immer dann, wenn ich warte. auf etwas, auf jemanden oder einfach nur warte, weil ich glaube, selbst gerade nichts anderes tun zu können.
das wort alleine - noch nicht einmal ausgesprochen, sonder nur gedacht - löst eine art panik bei mir aus. eine art ? nein miss. wenn du hier schon deine seele auf die tastatur kotzt, dann sei wenigstens ehrlich. es ist keine art von panik. es ist panik. es ist angst. angst vor dem warten, angst vor dem, was danach passiert. danach, wenn das warten vorbei ist. angst vor dem warten an sich, vor der achterbahn mit argen kurven und doppelten loopings in mir. angst davor, zu warten und nichts passiert. angst davor, enttäuscht zu werden.
fünfundzwanzig jahre später, steht dieses kleine mädchen immer noch auf dem mistkübel und wartet. nicht mehr auf ihren vater. heute wartet sie auf andere menschen, andere dinge. es wird höchste zeit, dass ich sie da runter hole. höchste zeit, dass ich sie in den arm nehme und sie tröste.
how can i do it?
why can’t i set my monkey free?
always giving in to it
do i love the monkey or do i love me?
why can’t i do it?
why do I have to share myself with that fuckin' little monkey?
(george michael / miss version)
30. November 2003, Rubrik: in the process
kaltmamsell meinte am 30. Nov, 17:13:
This Be The Verse
They fuck you up, your mum and dad.They may not mean to, but they do.
They fill you with the faults they had
And add some extra, just for you.
But they were fucked up in their turn
By fools in old-style hats and coats,
Who half the time were soppy-stern
And half at one another's throats.
Man hands on misery to man.
It deepens like a coastal shelf.
Get out as early as you can,
And don't have any kids yourself.
Philip Larkin April 1971
Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob Eltern ihre Kinder immer und unvermeidbar unglücklich machen. Ob die Unterschiede nur graduell sind.
miss.understood antwortete am 30. Nov, 17:23:
ich denke,
dass eltern auch immer nur das machen, was sie für den moment richtig halten. oder aber sie können die folgen in dem moment nicht abschätzen, können sie wirklich nicht.es geht nicht um die schuldfrage. aber man muss den ursprung erkennen, um es in den griff zu kriegen.
kaltmamsell meinte am 30. Nov, 18:48:
Das ist ja genau der Haken: Es geht überhaupt nicht um Schuld. Ich unterstelle den allermeisten Eltern die besten Absichten. Und trotzdem scheinen so viele davon ihren Kindern bleibende Schäden zuzufügen. Mittlerweile bezweifle ich, dass das überhaupt vermeidbar ist.
wollmilcheber meinte am 30. Nov, 19:23:
Viele Eltern
machen den Fehler ihre Kinder nicht ernst zu nehmen. Ich habe darunter auch gelitten. Als ich 8 oder 9 Jahre alt war, kotzte mich der Klavierunterricht an. Ich sprach mit meinen Eltern darüber. Ihre Taktik war nicht schlecht "wir holen das Klavier ins Wohnzimmer und Du spielst noch ein halbes Jahr" und dann kannst Du entscheiden. Das halbe Jahr verstrich, ich war immer noch wenig begeistert. Meine Eltern "überredeten" mich dann weiter zu machen. Ich wurde nicht ernst genommen. Solche Geschichten widerholten sich immer wieder.Szenenwechsel
Der Große hat 1 1/2 Jahre Kunstradfahren gemacht. Er kam zu mir und sagte, dass es ihm keinen Spass machen würde. Die Taktik war zunächst die gleiche "Du machst noch diese Saison, dann kannst Du entscheiden". Im Herbst kam er wieder und sagte er wolle nicht mehr kunstradfahren. Ich bin mit ihm zum Trainer, er hat sich selbst abgemeldet, das fand ich super gut.
Andererseits frage ich mich jetzt, ob meine Entscheidung nicht falsch war. Später im Leben kann man auch nicht immer sagen, wenn einem etwas nicht gefällt, dass man es dann nicht mehr macht. Oder kann man das!? Eigentlich schon.
miss.understood antwortete am 30. Nov, 19:29:
herrschaften,
es geht hier nicht um meine eltern, deren fehlentscheidungen oder ihre fehler. es geht hier um mich und darum, dass ich da jahrelang etwas verdrängt habe und mich jetzt damit auseinander setzen muss.herr wollmilcheber - es geht für mich darum zu lernen, dass ich auf nichts warten muss. ich kann meine zeit auch anders verbringen, als darauf zu warten, enttäuscht zu werden und fiebrig zu hoffe, dass das nicht passiert. nichts gegen kunstradfahren - aber das wovon ich hier rede, spielt sich auf einer komplett anderen ebene ab.
wollmilcheber antwortete am 30. Nov, 20:42:
Aua..
nicht gleich so unwirsch reagieren Miss *grummel*. Warten ist etwas passives (oder kann man aktiv warten!?, das nennt man dann wohl aggressives zuwarten ;-) Sie machen mir sonst auch nicht den Eindruck eines Mauerblümchens, das sein Leben verpennt. Sie sind doch aktiv!? Und irgendwie hat es doch etwas mit dem Ernst nehmen zu tun Miss. Jemanden den ich - kann hier nur für mich sprechen - also den ich persönlich ernst nehme, lasse ich nicht warten, lass ihn nicht im Unklaren, im Dunklen tappen, setze ihn keiner Ungewissheit aus. Und Gleiches erwarte ich von meinem Gegenüber, allerdings muss ich zugeben, dass ich da schon allzu häufig enttäuscht wurde, ja. Da haben Sie wiederum Recht.
miss.understood antwortete am 30. Nov, 20:59:
herr wollmilcheber,
du liest meinen beitrag und verstehst ihn, wie du ihn nun mal verstehen würdest. ich sehe es anders, habe es anders gemeint. ich will es aber nicht erklären, denn das würde zu weit führen.nur soviel: warten ist etwas, das von mir ausgeht und nicht von anderen. warten lassen ist etwas anderes, als warten. es geht um mich, nicht um andere.
wollmilcheber antwortete am 1. Dez, 05:20:
Ups..
schon wieder Thema verfehlt!? Ahhh menno, war in Textdiskussion noch nie besonders gut ;-)
miss.understood antwortete am 1. Dez, 07:27:
ein guter ansatz
wäre sicherlich, beim lesen von texten nicht von den eigenen erfahrungen und der eigenen geschichte auszugehen.sag ich jetzt so locker daher und bin selbst ganz schlecht darin...
hugo.cool meinte am 30. Nov, 20:40:
good miss ;)
wenn dich das nächste mal wieder so ein moment befällt, versuch dich doch an deine eigenen worte zu erinnern... und chill a bissl.lehn dich zurück mach dir eine geile heisse schoki und listen to some awesome good music, pack die chillies aus, oder shake it like a polaroid picture und wackel mit dem popo ;)
du bist nicht alleine und das weist du genau. du hast sehr liebe menschen um dich herum, die für dich da sind und wenns sein muss dich auch auffangen und hast sowieso schon einen prachtskerl/guy an deiner seite :))
...und es stimmt, du bist die einzige die sie von da oben runter holen kann. und lass den affen einfach mal frei entscheiden, vielleicht will er ja da bleiben...
miss.understood antwortete am 30. Nov, 21:02:
yeah,
das ist der punkt. enjoy yourself, anstelle von warten. die zeit anders verbringen, nicht warten. gar nicht so leicht. aber ich werde das schon irgendwie hinkriegen.und der monkey on my back muss weg. wird wohl eine zeitlang dauern. aber zeit wirds auf jeden fall.
hugo.cool antwortete am 30. Nov, 21:09:
probier's
doch mal mit erdnüssen, die viecher sind ziemlich scharf drauf.am besten ist, du legst die erdnuss einen deiner "freunde" *g* auf die schulter wartest bis der monkey drüben ist und steckst dem "freund" dann noch ganz schnell ne ganze packung voller nusse in die tasche ;)
und dann schnell weg, eine rauchen, tiere mögen keinen rauch...
miss.understood antwortete am 30. Nov, 21:34:
*smile*
ich fürchte, meine "freunde" tragen ihre eignen affen mit sich herum, die sie versuchen loszuwerden...
hugo.cool antwortete am 30. Nov, 21:41:
schmeisst doch
euer geld zusammen und kauft euch einen löwen *lol*oder ein krokodil, nachdem das eure affen gefressen hat, könnt ihr euch krokohandtäschchen machen...
wenn das auch nix ist, dann geh am christkindlmarkt am rathaus, und verkauf dort einfach deinen affen, bei dem schrott der dort schon feil geboten wird fällt das nicht mal besonders auf ;)
miss.understood antwortete am 1. Dez, 07:26:
hugolein,
deine ratschläge in aller ehren - aber ich verrate dir jetzt ein geheimniss. ich hoffe, es trifft dich nicht allzu sehr. ok,jetzt: ich hab gar nicht wirklich einen affen. zumindest keinen echten. zumindest nicht das, was einem spontan hier zu dem wort "affe" einfällt.
dj.schmido meinte am 30. Nov, 22:36:
berührend...
...und auch passend zum advent, weil sie nachdenklich macht, deine geschichte.nur so viel:
wenn DU weisst, dass DU das kleine mädchen da runter holen musst, dann ist der erste schritt schon getan. allein die erkenntnis, dass es an einem selbst liegt, sein leben zu verändern, ist richtungsweisend denke ich, auch wenn grad kein licht am ende des tunnels zu sehen ist.
und sich die situationen, die balsam für die seele sind, eben dann in erinnerung zu rufen, das passt schon.
bist auf einem guten weg miss.
ich wünsch dir eine besinnliche vorweihnachtszeit.
kaltmamsell meinte am 1. Dez, 08:04:
*fiepfiep* Ich fühle mich zurecht gerüffelt. Deshalb ein neuer Anlauf: Du weißt, was Du nicht mehr willst, nämlich rumtigern und warten. Fein.Und nun: Weißt Du auch, was Du statt dessen willst? E bisi konkreter als "Leben jetzt"? Vielleicht magst Dich ja mal hinsetzen (gerne mit einer Handvoll Erdnüssen), in eine Kerze starren und Dir vorstellen, wie dieses Nicht-Warten zum Beispiel aussieht? Ganz konkret? Dann könntest Du eventuell unter Umständen möglicherweise darauf hin arbeiten.
Wo doch jetzt Dezember ist.
miss.understood antwortete am 1. Dez, 09:21:
gnädige frau,
es geht nicht um ein ersatzprogramm. es geht echt ums warten. es geht darum, dass ich in sachen warten einen schaden habe und endlich mal damit aufhören muss. was ich an stelle des wartens mache, ist egal. ich will ja auch nichts an stelle des wartens machen. ich will einfach nicht mehr warten. schwierig, i know. ich hab ja auch lange gebraucht, um es zu überzuckern.
es geht vielleicht gar nicht so sehr ums nicht-mehr-warten-wollen, sondern um die frage, warum ich mich überhaupt immer wieder selbst in die warteschlaufe begebe. denn das mache ja ich, niemand anderer.
some psycho stuff. wie sagte meine liebe freundin v. gestern so schön: "die psyche ist eine hure." recht hat sie.